“Same procedure as last year? Same procedure as every year…” Wer kennt sie nicht, diese legendären Sätze aus “Dinner for one”? Doch auf Geschäftsmodelle lassen sie sich nicht übertragen, vor allem nicht in so turbulenten Zeiten wie heute.
Geschäftsmodelle gehören regelmäßig überprüft und angepasst, egal wie erfolgreich sie in der Vergangenheit waren. Denken wir nur an Kodak, das die erste Digitalkamera konstruierte und dennoch nicht an die Digitalisierung der Fotografie glaubte. Eine teure Fehleinschätzung, die Kodak am Ende mit der eigenen Insolvenz bezahlte.
Im Mittelstand ist aktuell viel in Bewegung, unter anderem aufgrund der gestiegenen Energiepreise, gestörten Lieferketten oder Fachkräftemangel. Dazu das Thema Nachhaltigkeit, das inzwischen das produzierende Gewerbe erreicht hat. Bewährte Materialien – häufig energieaufwändig produziert – stehen plötzlich auf dem Prüfstand und müssen voraussichtlich über kurz oder lang ersetzt werden. In manchen Branchen schreitet die Automatisierung der Produktion schneller voran als erwartet. In anderen ist es möglich, unter anderem durch 3D-Druck Produkte zu individualisieren und so spezielle Kundenwünsche zu erfüllen. Denken Sie diese Überlegungen einfach weiter und übertragen Sie sie auf Ihr eigenes Geschäftsfeld – und schon kann es sein, dass Sie sehen, wie sehr die Disruption auch Ihr Unternehmen verändern wird.
Was also tun? Nur die üblichen Kennzahlen jeweils zu Beginn eines Geschäftsjahres auf den Prüfstand zu stellen, greift meines Erachtens zu kurz. Mindestens ebenso wichtig ist ein kritischer Blick auf das eigene Produktportfolio. So werden durch die Digitalisierung manche Produkte in Zukunft überflüssig oder technologisch verändert. Warum also daran festhalten, wenn es ebenso gut möglich ist, Zeit und Energie in die Entwicklung zukunftsträchtiger Produkte zu investieren, die dem Know-how des Unternehmens entsprechen?
Ebenfalls empfehlenswert: ein Blick auf die Trends der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Was zeichnet sich bereits heute am Horizont ab – in der eigenen Branche sowie in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gesamtsituation? Wie verändern sich die Märkte für die eigenen Produkte? Welche Abnehmer*innen sprechen wir heute an, welche morgen und übermorgen?
Wir leben in einer alternden und kulturell immer vielfältigeren Gesellschaft. Allein schon das erfordert für Produkte und Dienstleistungen entsprechende Anpassungen. Einfachere, intuitive Bedienung und Benutzerführung, größere Bedienelemente und Tastaturen, Bedienungsanleitungen in einfacher Sprache oder mit schnell erfassbaren Piktogrammen… Oder schauen wir auf die Lebensmittelbranche: vegetarisch, vegan, laktose- und glutenfrei, bio, fair gehandelt, halal, convenient, klimaneutral produziert – vor 20 Jahren steckten einige dieser Trends noch in den Kinderschuhen oder niemand hatte sie auf dem Schirm. Und heute?
Visionär zu denken hilft Ihnen, Ihr Geschäftsmodell zu ertüchtigen. Dazu gehört die Ehrlichkeit anzuerkennen, dass möglicherweise Ihre heute stärksten Produkte oder Dienstleistungen in Zukunft vom Markt gefegt werden oder sich verändern müssen.
Vielleicht denken Sie jetzt: Susanne Kremeier hat leicht reden. Doch auch ich habe mein Geschäftsmodell der Strategieberatung während der Pandemie auf den Prüfstand gestellt und weiterentwickelt. Das Ergebnis ist ein hybrides Modell, das das Beste aus der analogen und digitalen Welt zusammenbringt: Gerade in meinem Business spielt Vertrauen eine wichtige Rolle und dieses Vertrauen entsteht vor allem in realen Begegnungen und Gesprächen. Doch vieles im Beratungsprozess lässt sich im Anschluss digital abarbeiten – zu deutlich geringeren Kosten.
Ob dieses hybride Modell in drei, fünf oder zehn Jahren noch tragfähig ist? Glaubt man dem Bosch Technik-Kompass, steigt weltweit das Vertrauen in die digitale Welt. Vorreiter sind hier Länder wie Indien und China. Dieser Trend wird sich über kurz oder lang auch in Deutschland durchsetzen und mein Geschäftsmodell weiter verändern.
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