Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie motiviert Sie selbst bei der Arbeit sind? Und wie sieht es bei Ihren Kolleginnen und Kollegen aus? Laut einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY könnte es nur etwas mehr als die Hälfte sein. Was bedeutet das fürUnternehmen? Und wie lässt sich die Arbeitsmotivation langfristig steigern? Dieser Blogbeitrag hinterfragt die Ergebnisse der Studie „Work Reimagined“ und gibt Tipps, wie Unternehmen mit motivierteren Mitarbeitenden erfolgreicher sein können.
Laut der Studie von EY geben nur 48 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland an, bei der Arbeit ihr Bestes zu geben. Dieser Wert liegt deutlich unter dem internationalen Durchschnitt von 54 Prozent und weit hinter aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie Indien (67 Prozent) und China (59Prozent). Besonders auffällig: Die Älteren scheinen motivierter zu sein. Von den sogenannten Babyboomern - also den ab 60-Jährigen - zeigen sich 63 Prozent besonders motiviert. Bei der Generation Z (Gen Z), also den bis 29-Jährigen, liegt der Anteil der Hochmotivierten nur bei 43 Prozent.
Auf den ersten Blick scheint dies Wasser auf die Mühlen derer zu sein, die einen„Generationenkonflikt“ heraufbeschwören. Aber ist es wirklich so einfach?
Eine interessante Perspektive bietet eine Studie, die der Soziologe Martin Schröder vor rund zwei Jahren durchgeführt hat. Sein Fazit: Es greift zu kurz, die Einstellung zur Arbeit allein am Geburtsjahr zu messen - also am sogenannten Generationeneffekt. Faktoren wie das Alter und der historische Kontext spielen eine ebenso große Rolle. Das hatte auch Frau Prof. Rump kürzlich in einem Vortrag beim BVMW in Düsseldorf bestätigt.
Schröder zeigt, dass sich die Prioritäten im Laufe der Jahrzehnte verändern. Früher galt für viele die Maxime „Leben, um zu arbeiten“. Heute stehen eher Sinn und Work-Life-Balance im Vordergrund. Diese Verschiebung ist aber nicht nur generationenbedingt, sondern spiegelt auch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen wider. Und genau das versuche auch ich seit mehreren Jahren zu erklären: Der eigene Lebensplan verändert sich im Laufe eben dieses Lebens...
Das zeigt sich auch an einem anderen Aspekt: Während in Deutschland die Erwerbsarbeit zunehmend an Bedeutung verliert, gilt sie in Schwellenländern wie Indien oder China nach wie vor als zentraler Erfolgsfaktor. Deshalb liegen die von EY erhobenen Werte in diesen Ländern höher als bei uns. Das ist wiederum nichtwirklich erstaunlich, denn wenn man die Schwelle überwunden hat, ist das Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit erst einmal befriedigt. Dann spielen andere Elemente, wie zum Beispiel Work-Life-Balance sowie die Sinnhaftigkeit der Arbeit eine bedeutendere Rolle.
Eine einfache Kategorisierung nach Generationen greift zu kurz. Vielmehr sollten Unternehmen auf die individuellen Stärken und Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingehen. Hier einige Ansätze, wie dies gelingen kann:
Statt pauschale Annahmen über Generationen zu treffen, sollten Unternehmen gezielt auf die persönlichen Motivatoren eingehen. Manche Mitarbeitende schätzen Flexibilität, andere klare Karriereperspektiven.
Der Wunsch nach Sinnstiftung ist generationenübergreifend. Projekte mit gesellschaftlichem Mehrwert oder klare Unternehmenswerte können die Identifikation der Mitarbeitenden mit ihrer Arbeit stärken.
Die individuellen Stärken der Mitarbeitenden zu erkennen und gezielt einzusetzen, erhöht nicht nur die Motivation, sondern führt auch zu besseren Ergebnissen.
Eine offene Feedbackkultur und echte Anerkennung von Leistungen können Wunder wirken - und zwar über alle Altersgruppen hinweg.
Wenn alle diese Elemente betrachtet und berücksichtigt werden, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass nicht nur die Motivation der Mitarbeitenden erhöht wird, sondern dass das Unternehmen dabei auch bisher ungenutzte Potenziale heben kann. Denn oft basiert eine geringer werdende Motivation auch auf einer nicht ganz Stärken-orientierten Aufgabenstellung.
Meine Erfahrung ist: Es geht nicht darum, Generationen gegeneinander auszuspielen, sondern ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich jeder Einzelne entfalten und sein Bestes geben kann. Denn motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Unternehmenserfolg - unabhängig vom Geburtsjahr.
Ihre Meinung ist gefragt: Wie motiviert sind Sie derzeit bei der Arbeit? Was würde Sie persönlich motivieren, noch mehr aus sich herauszuholen? Ich bin gespannt aufIhre Antworten!